Vorbereitung

In den folgenden Zeilen möchte ich euch aufzeigen wie ich mich auf meine Fahrradreise vorbereitete. Weiter möchte ich euch einen Überblick darüber geben, auf was es bei einem Roadtrip mit dem Bike ankommt und welche Hindernisse und Herausforderungen auf einen zukommen können. Im Prinzip gilt es bei der Vorbereitung einige wesentlichen Fragen vorab für sich zu beantworten. Die Ergebnisse zeigen euch dann worauf es bei der Planung als nächstes ankommt und welche weiteren Schritte wann notwendig sind.

Wann möchte ich reisen?

Banale Frage, jedoch entscheidend für die Planung der Route. Nicht jede Wunschroute lässt sich zu jeder Jahreszeit verwirklichen. Im Winter durch Sibirien zu fahren macht genauso wenig Sinn wie zu Monsunzeiten durch Indien oder am 11.11. durch Köln.

Wohin solls denn bitte gehen?

Am liebsten nur bergab und dorthin wo man fürs Geldabheben keine Gebühren zahlen muss. Der Ort an welchem man fahren möchte, gibt wiederum das Bike setup und die Ausrüstung vor. Entscheidet man sich für Asien über die Sommermonate, so sollte man wissen, dass man kleidungstechnisch auf sehr viel verzichten kann. Auch die Ver- sorgung durch Wasser und Lebensmittel ist in Asien relativ einfach. Entscheidet man sich aber bspw. für den Pamir Highway, so sieht das Equipment ganz anders auch.  Das Gesamtgepäck kann gut und gerne einen Unterschied von 10 kg ausmachen. 300 Km durch den australischen Busch von Tankstelle zu Tankstelle fordert nochmal eine ganz andere Logistik. Infos zu meinem Equipment findet ihr hier. Ich kann im Nachhinein sagen, dass ich mit meinem Bike und Equipment sehr zufrieden war (für meine erste große Tour). Entscheidend war, wie fast immer im Leben, eine ausführliche Recherche im Vorfeld.

       

Wie lange möchte ich Reisen?

Eigentlich eine Frage welche in gewissem Kontext zu einer Fahrradreise steht. Geht es dort doch eher um entschleunigen, Abenteuer und „der Weg ist das Ziel“. Warum sollte ich mir hier jetzt ein Enddatum setzen? Naja, leider ist eben irgendwann der Geldhahn zu bzw. die Ressourcen an flüssigen Mitteln und möglichen Urlaubstagen am Ende. Was ich wiederum auch gut finde und folglich zur nächsten Frage führt:

Wie hoch ist mein Budget?

Setzt euch auf jeden Fall ein Budget und bricht es auf die einzelnen Tage herunter. Für mich war es ein toller Anreiz so wenig Geld wie möglich an einzelnen Tagen auszugeben. Man kommt dadurch viel mehr mit den locals in Kontakt. Meistens gelingt das natürlich beim Essen und trinken. Haben sich durch das spartanische Leben auch mal einige Credits angesammelt, darf man diese gerne zur Belohnung auf den Kopf hauen. Schließlich muss man ja nebenbei auch die lokale Bierindustrie fördern.

Im Prinzip kann mit der Beantwortung der obigen Fragen der Rahmen des Projektes gesteckt werden. Ableitend davon können nun die Detailplanung und der Projektzeitplan für die Vorbereitung beginnen. beginnen. Hierzu hilft auf alle Fälle noch Literatur über Fahrradreisen und die Kultur des jeweiligen Landes. Es gibt Bücher und mittlerweile ganz viele Websites von Kolleginnen und Kollegen welche über Fahrradreisen und Roadtrips bloggen. Ich persönlich habe das Buch „Fahrrad Weltführer“ für mich entdeckt und konnte dort ganz viele hilfreiche Tipps und Infos für meine Reise gewinnen.

Das Bike

Die wohl wichtigste Komponente des Trips ist Euer Bike(wer hätte es gedacht). Es wird euer ständiger Begleiter sein, zum Teil sitzt ihr den ganzen Tag darauf und strampelt von Meter zu Meter. Am Abend steigt ihr ab, legt euch ins Bett und träumt in der Nacht wieder von eurem Bike. Es ist allgegenwärtig. An freien Tagen wird es geputzt, die Kette gereinigt und geölt. Erklimmt man einen Gipfel, so schlägt man mit der flachen Hand auf den Lenker, als ob man als Jockey nem Gaul auf den Hals schlägt wenn es ein Rennen für einen gewonnen hat. Und wenn es mal hart auf hart kommt, dient das Bike auch als Zuhörer einiger Geschichten. Wie das Bike letztendlich aussehen muss und was es kosten darf, darüber kann man stundenlang philosophieren.

Zwei Beispiele:

1. Velotraum aus Weil der Stadt ist ein Fahrradhersteller par excellence und mit viel Erfahrung für Fahrradweltreisen. Velotraum war auch für mich meine erste Anlaufstelle. Super Kundenservice, Bikeplanung bis ins letzte Detail inklusive Körpervermessung und Haltungsanpassung. Preis ent- sprechend.

2. Andy, Student aus Karlsruhe. Andy hat sein Bike gebraucht gekauft und sein Setup mit vielen gebrauchten Einzelteilen flott gemacht und ist damit 10.000 Km von Karlsruhe bis in den Süden Indiens gefahren. Preislich natürlich sensationell.

Ich denke beide haben ihre absolute Daseinsberechtigung. Ich möchte euch mitgeben, dass es am wichtigsten ist, dass ihr euch auf dem Rad sehr wohl fühlt, euch auf das Rad verlassen könnt und damit vertraut seid. Euch nützt die beste Hightech Maschine nichts, wenn ihr euch nicht wohl fühlt und komfortabel sitzt.

Auf meiner Reise bin ich folgendes Bike gefahren: CUBE CROSS SL 54 cm  – Details könnt ihr unter dem Menüpunkt „Mein Bike“ finden.

Mein Bike am vorletzten Tag der Tour. Jaaa, hinten fehlt ein wenig Luft, ich weiß!! Ansonsten aber noch super in Schuss.

Impfungen

Das wohl größte Übel meiner Vorbereitung waren wohl die vielen Impfungen welche ich bis kurz vor  Reiseantritt in meinen Körper gepumpt bekommen habe. Beratung welche und wie viele Impfungen notwendig sind, kann euch am besten euer Hausarzt geben. Zusätzlich habe ich noch das Tropeninstitut in Berlin kontaktiert und mir einen ausführlichen Impfplan erstellen lassen. Kosten hierfür lagen bei 25€. In Summe bekam ich innerhalb von 28 Tagen 7 Spritzen, allein drei davon gegen Tollwut. Es ist wahrlich nicht sehr geschickt, mit den Impfungen 30 Tage vor Abflug zu beginnen. Für meinen Körper war es tatsächlich eine enorme Belastung. Und so war ich dann auch auf den Punkt genau zum Reisestart in einer überragenden körperlichen Verfassung. Genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Die 40 Grad Celsius bei Ankunft in Bangkok fühlten sich dann zusätzlich noch an wie die Spritze 8, 9 und 10. Das einzig Gute ist, dass die Versicherung alle Impfungen übernimmt. Ebenso die zwei Packungen Malariatabletten.

Physische Vorbereitung

Sicherlich kann es nie schaden wenn man einigermaßen fit ist, bevor man sich auf eine längere Radreise begibt. Das ist im Übrigen ein Tipp für alle Lebenslagen, nicht nur vor speziellen Ereignissen. Allerdings sehe ich es als überhaupt kein Muss, dass man sich ähnlich wie beim Marathon über Wochen oder gar Monate intensiv vorbereitet. Schließlich hat man ja auf der Reise die Möglichkeit, jeden Tag zu trainieren. Man muss nicht gleich zu Beginn in die vollen gehen. Ein Porsche benötigt von null auf hundert ja schließlich auch drei Sekunden.

Meine Tips:

  • Sich mit dem Fahrrad vertraut machen und auch mal längere Strecken in Angriff nehmen. Evtl. noch Anpassungen vornehmen um Haltungsschäden vorzubeugen.
  •  Auch mal mit Gepäck fahren. Das zusätzliche Equipment wiegt meistens nochmal so viel wie das Bike. Man schleppt quasi nochmal ein Fahrrad mit. Fahrgefühl und zusätzliches Gewicht sollte man vorab mal getestet haben.
  • Wenn möglich sich und den Körper mit den klimatischen Bedingungen vertraut machen. Temperaturunterschiede und Luftfeuchtigkeit können einem sehr zusetzen
  • Einschätzen wie viel Energie euer Körper unter Belastung und veränderten klimatischen Bedingungen verbraucht und wie viel Energie ihr dem Körper wieder zuführen müsst.  Bei mir ging das zu Beginn in Thailand mal sowas von schief. In Situationen der Dehydrierung hilft dann nämlich die königlichste Vorbereitung null komma gar nix (nicht dass ich sie gehabt hätte ;-).

Das Wichtigste ist meiner Meinung nach aber, dass ihr euren Körper und eure Grenzen kennt. Mutet euch nicht zu viel auf einmal zu. Eine Radreise, zumindest so wie ich sie angegangen bin, ist kein Wettkampf und es muss auch niemandem etwas bewiesen werden. Vertraut euch, hört auf den Körper und genießt die Reise.

Psychische Vorbereitungen

Für mich einer der wichtigsten Punkte. Man wird, wenn man mit dem Fahrrad am Verkehr teilnimmt oder über Tage allein unterwegs ist, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Situationen kommen, in welchen man sich fragt für wen oder was man den ganzen Blödsinn eigentlich macht. Dauerhupen in Vietnam, enorme Hitze, heißer Gegenwind, schwere Beine, wunder Arsch, fahren in der größten Pampa, nicht wissen wo man übernachtet, falscher Weg, keine Kraft mehr, monotones Geradeausfahren, Stresssituationen und und und. Es gibt viele Beispiele bei welchen man durchaus an seine Grenzen kommen kann. Daher ist es wichtig, sich vorab mit solchen Gegebenheiten zu befassen. Man sollte wissen welche Hindernisse auf einen zukommen können und sich schon vorab mental auf diese Geschehnisse vorbereiten. Es hilft in schwierigen Situationen ungemein, wenn man eine Gewisse Vertrautheit mit den Herausforderungen hat. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mich mit vielen möglichen Schwierigkeiten schon vor der Reise beschäftigt habe. Und im Nachhinein kann ich sagen, dass die besch….. Situationen und Herausforderungen die besten Geschichten mit sich bringen. Wenn man diesen Gedanken in schwierigen Situationen bildlich vor sich hat, geht man mit Problemen und Herausforderungen gleich ganz anders um.   

Wie kommunizieren?

Eine Frage welche noch vor dreißig Jahren eine der wichtigeren gewesen wäre. Heutzutage aber dank „Gugles ihrem Transläita“ größtenteils ein Kinderspiel. Mittels Spracheingabe in deutsch oder englisch, hatte ich binnen Sekunden die Übersetzung in Thai, Laotisch, Vietnamesich oder Khmer. Einfach verrückt wie einfach man mittlerweile nach dem Weg fragen kann und genauso auch eine Antwort bekommt. Allerdings ist google, verständlicherweise, nicht immer ganz korrekt. Teilweise können hier ganz merkwürdige Übersetzungen zustande kommen.

Für mich war es deshalb wichtig, immer ein alternatives Wörterbuch dabei zu haben. Da ich gewichtstechnisch aber keine vier Schinken im Dudenformat mitnehmen konnte, habe ich mir das Mini Bilderbuch „OhneWörterBuch“ von Langenscheid zugelegt. Ein kleines Büchlein mit zig Bildern zu jeder Lebenslage. Zugegebenermaßen ist der google Translator um einiges praktischer und schneller. ABER: Der technische Fortschritt hat meines Erachtens einen großen Nachteil. Durch die Einfachheit bleibt ein für mich wichtiges Element auf der Strecke – Die Kommunikation und die zwischenmenschliche Beziehung. Im Prinzip spricht man hier in sein Smartphone, hält es seinem gegenüber vor die Nase, der liest und wiederholt den Vorgang. Das wars, klappe zu Affe tot. Oder wie google es nennen würde: „flap to monkey dead“. Ich persönlich hatte mehr Spass daran mit Händen, Füßen  oder eben dem OhneWörterBuch eine Kommunikation zu starten. Auch wenn es eine viel größere Herausforderung war.

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